veröffentlich in der b-Zeitung
Schröpfen, ein uraltes Naturheilverfahren
Heute möchte ich Ihnen eine der ältesten Therapiemaßnahmen der Menschheit vorstellen, das Schröpfen. Es zählt zu den Ausleitungsverfahren und wird seit Jahrtausenden in den unterschiedlichsten Kulturen eingesetzt. Bis heute ist es in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) eine feste Säule.
Man unterscheidet zwei Formen, das trockene Schröpfen, wozu auch die Schröpfmassage zählt und das blutige Schröpfen. Sogenannte Schröpfgläser werden durch Feuer erhitzt und auf die Haut gesetzt. Das auf diese Weise erzeugte Vakuum verursacht einen Reiz, welcher vor Ort das Gewebe besser durchblutet, den Stoffwechsel und den Lymphabfluss anregt. Verhärtete Muskelstränge, verklebte Gefäßschlingen oder entstandene Blockaden können sich lösen, Schadstoffe abtransportiert werden und das sogenannte Qi, unsere Lebensenergie wieder frei fließen. Beim blutigen Schröpfen wird die Haut im Vorfeld gestichelt, so dass Blut, Gewebeflüssigkeiten oder Schlacken auf direktem Wege ausgeleitet werden.
Hauptsächlich angewendet wird dieses alte Naturheilverfahren bei schmerzhaften Myogelosen, das sind bestehende Muskelschmerzen hauptsächlich im Bereich des Rückens. Akute oder chronische Schmerzen können durch das Schröpfen meist zügig und nachhaltig gelindert werden. Man vermutet, dass der Reiz des Schröpfglases Endorphine, also schmerzlindernde Hormone ausschüttet und gleichzeitig Prostaglandine, Hormone, die die Schmerzen weiterleiten, abgebaut werden. Das würde den schmerzlindernden Effekt des Schröpfens erklären. Gerade bei Verspannungen der Muskulatur im Schulter-Nackenbereich oder in der Lendenwirbelsäule können gute Effekte erzielt werden. Idealerweise wird das Schröpfen mit der Akupunktur kombiniert, ein gängiges Prinzip der schon erwähnten TCM.
Aber auch auf die inneren Organe, wie z.B. Leber, Magen, Darm oder Lunge kann das Schröpfen einen positiven Einfluss haben. Selbst die klassische, leitlinienbasierte Medizin arbeitet mit sogenannten Headschen Zonen, das sind definierte Hautareale, die einem Organ zugeordnet werden können. Kommt es zu Organfunktionsstörungen zum Beispiel der Leber, ist dieses Hautareal oft schmerzhaft zu tasten. Dieser Zusammenhang zwischen der Körperoberfläche und den Organen ist eines der Grundprinzipien des Schröpfens.
Bis heute wird dieses einfache, effektive und uralte Naturheilverfahren angewendet und kann in vielen Fällen sicher eine gute Alternative zur dauerhaften Einnahme von Schmerzmedikamenten sein.
Ihre Grit Schlesiger