Beitrag aus der Zeitung

veröffentlich in der b-Zeitung

Akupunktur, von der alten Heilkunst zum etablierten Therapieverfahren


Die Akupunktur ist eine jahrtausendalte Heilmethode der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und hat in den letzten Jahrzehnten einen bemerkenswerten Weg zur anerkannten Behandlungsmethode genommen. Inzwischen genießt sie eine hohe Akzeptanz sowohl in der Gesellschaft als auch in Fachkreisen der Medizin. Obwohl die westliche Medizin zunächst die wissenschaftliche Grundlage weitgehend in Frage stellte, fand die Methode immer mehr Anhänger, insbesondere bei Menschen, die Alternativen zur Schulmedizin suchten. Inzwischen gibt es zahlreiche Studien, die vor allem bei chronischen Schmerzen wie Migräne, Rücken- und Knieschmerzen positive Effekte zeigen konnten. Die deutschen Ärzte begannen, sich für die Akupunktur zu interessieren und entsprechende Weiterbildungen zu absolvieren. Bereits 1951 gründetet sich die Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur (DÄGfA) und ihr ausgereiftes Ausbildungskonzept führt seither unzählige Ärzte zur Anerkennungsprüfung vor die Ärztekammer. Sie ist seit Jahren wesentlich an der Forschung beteiligt und ihr verdanken wir hauptsächlich, dass die Akupunktur inzwischen für bestimmte Indikationen als Leistung der gesetzlichen Krankenkassen anerkannt ist. 

 Aber was steckt eigentlich hinter diesem Verfahren? Die TCM besagt, dass der Körper über sogenannte Meridiane auf der Körperoberfläche von Lebensenergie, dem Qi, durchströmt wird. Kann die Energie frei fließen, sind wir gesund und leistungsfähig. Ist der Fluss jedoch gestört, kommt es zu Beschwerden unterschiedlichster Art. Auf den Meridianen liegen definierte Akupunkturpunkte, welche jedoch nicht anatomisch nachzuweisen sind. Man betrachtet sie als energetische Knotenpunkte und stimuliert sie mittels Nadeln, um den Energiefluss zu harmonisieren. Die westliche Medizin geht davon aus, dass durch die Akupunktur Botenstoffe ausgeschüttet werden, welche die Verarbeitung von Schmerzen zunächst im Rückenmark und dann auf der Ebene des zentralen Nervensystems positiv beeinflussen. Auch das vegetative Nervensystem wird über die Akupunktur aktiviert, was zu Stressreduktion, Entspannung, Senkung von Herzfrequenz und Blutdruck führen kann. Ebenso kommt es zur Verbesserung der lokalen Durchblutung, was den Heilungsprozess in verletzten und entzündeten Geweben begünstigt. Aber auch der therapeutische Kontext und die Erwartungen der Patienten spielen eine wichtige Rolle. Dieses Phänomen wird als Placebo-Effekt beschrieben und ist ein legitimer Bestandteil vieler Therapierverfahren sowohl in der Schulmedizin als auch in der Naturheilkunde.

Akupunktur wird bei vielen Indikationen angewandt, doch die Stärke der wissenschaftlichen Evidenz variiert. Besonders gute Studienergebnisse gibt es bei chronischen Rückenschmerzen, Kniearthrose, Migräne und postoperativen Schmerzen, sowie bei Übelkeit und Erbrechen unter Chemotherapie oder nach Operationen. Aber auch bei Gelenkschmerzen, akuten und chronischen Entzündungen, Schlafstörungen, Angst, Depression, Menstruationsbeschwerden, Allergien, Tinnitus, Erschöpfung, Verdauungsbeschwerden oder in der Suchttherapie kann die Akupunktur hilfreich sein. 

Die Akupunktur ist ein ausgesprochen nebenwirkungsarmes Verfahren der Medizin und gehört heute zu den am häufigsten genutzten Heilmethoden im Bereich der Naturheilkunde. Sie ist ein Bespiel dafür, wie traditionelle und moderne Ansätze in der Medizin erfolgreich zusammenfinden können, zum Wohle der Menschen. 



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